Die 1:60 Regel bietet dir eine einfache Formel, mit der Kurskorrekturen während des Fluges einfach berechnet werden kann.
In meinem Artikel werde ich dir den Einfluss des Windes auf den geflogenen Kurs beleuchten und dir die Anwendung und Bedeutung der 1:60 Regel erklären.
- Wie der Wind deinen Flug beeinflusst
- Definition der 1:60 Regel
- Anwendung der 1:60 Regel Schritt für Schritt
- Fazit
Wie der Wind deinen Flug beeinflusst
Der Wind kann von verschiedenen Richtungen kommen und unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Ob Seitewind, Gegenwind oder Rückenwind – jeder Windtyp kann deinen Kurs und die Geschwindigkeit deines Flugzeugs erheblich beeinflussen.
- Seitenwind: Kommt der Wind seitlich, kann er dein Flugzeug von seinem geplanten Kurs abbringen. Diese seitliche Versetzung kann dazu führen, dass du weit von deinem Zielpunkt landest, wenn du sie nicht korrigierst.
- Gegenwind: Wenn der Wind dir entgegenweht, verlangsamt er deine Geschwindigkeit und kann deine Flugzeit verlängern.
- Rückenwind: Weht der Wind aus der gleichen Richtung wie dein Flugzeug, erhöht er deine Geschwindigkeit und kann die Flugzeit verkürzen.
Darum musst du ständig den Einfluss des Windes auf deinen Kurs und deine Geschwindigkeit im Blick haben. Und falls du feststellst, dass der Wind dich von deinem geplanten Kurs abbringt, solltest du entsprechende Kurskorrekturen vornehmen. Hier kommt die 1:60 Regel ins Spiel.
Definition der 1:60 Regel
Die 1:60 Regel ist ein grundlegendes Navigationsprinzip, das auf einer einfachen geometrischen Beziehung basiert.
Die Regel besagt, dass bei einem Kursfehler von 1° ein Flugzeug nach 60 Nautischen Meilen (NM) eine seitliche Ablage von 1 NM vom geplanten Kurs hat.
Somit gilt:
Abdrift Winkel (Dz) = Seitliche Ablage * 60 / Geflogene Distanz
Und warum genau 1:60? Nun, die Antwort hat mit Trigonometrie zu tun. Bei kleinen Winkeln – wie sie in der Luftfahrt üblich sind – entspricht der Tangens des Winkels nahezu dem Winkel selbst, wenn der Winkel in Radiant gemessen wird. Daher führt ein Winkel von 1° dazu, dass du nach 60 NM eine seitliche Versetzung von etwa 1 NM hast.
Wichtig: Die Regel kann nur für kleine Winkel unter 20° verwendet werden.
Für dich als Pilot bedeutet dies, dass du, wenn du von deinem Kurs abweichst, mit der 1:60 Regel berechnen kannst, wie du deinen Kurs korrigieren musst, um wieder auf den richtigen Kurs zu kommen.
Anwendung der 1:60 Regel Schritt für Schritt
Jetzt zeige ich dir, wie du sie in der Praxis anwendest. Denn während eines Fluges musst du oft schnell den Winkel bestimmen, um den du den Kurs ändern musst, um von einer abdriftenden Position aus zum gewünschten Zielort zu gelangen.
Direkte Kurskorrektur zum Zielflugplatz
In vielen Fällen möchtest du direkt zum Zielflugplatz oder einem anderen geplanten Punkt fliegen. So berechnest du die direkte Kurskorrektur zum Zielflugplatz:
- Bestimme die seitliche Versetzung: Das ist der Abstand, um den du von deinem ursprünglichen Kurs abgewichen bist. Dies kann etwa durch visuelle Punkte oder Navigationsinstrumente ermittelt werden.
- Messe die Restentfernung zum Ziel: Das ist die Strecke, die zwischen dir und deinem Zielpunkt noch übrig bleibt.
- Berechne die Kurskorrektur: Nutze die 1:60 Regel und die Formel 60 * seitliche Versetzung (NM) / Restentfernung (NM), um den Korrekturwinkel zu berechnen.
- Korrigiere deinen Kurs: Addiere oder subtrahiere den berechneten Winkel von deinem aktuellen Steuerkurs, um direkt zum Zielflugplatz zu steuern.
Ein praktisches Beispiel: Bist du als Pilot 2 NM rechts von deinem Kurs abgewichen und hast noch weitere 15 NM bis zu deinem Zielflugplatz vor dir? Dann wende die 1:60 Regel so an: 60*2/15 = etwa 8°. Du musst deinen Kurs also um diese 8° korrigieren, um direkt zum Zielflugplatz zu fliegen.
Diese direkte Kurskorrektur ist oft die bessere Wahl. Vor allem, wenn deine Abweichung nicht allzu groß ist und wenn es keine anderen Hindernisse gibt, die eine direkte Rückkehr zum geplanten Punkt unpraktisch machen. Es erleichtert deine Navigation und verschafft dir einen kürzeren Flug.
Kurskorrektur auf Parallelkurs
Nehmen wir an, es gibt ein Hindernis, schlechte Sichtbedingungen entlang der Route oder du möchtest dich in einer besseren Position für den Endanflug befinden. In solchen Fällen kann es sinnvoller sein, einen Kurs zu fliegen, der parallel zum geplanten Kurs verläuft.
Wie du die Kurskorrektur für den Parallelkurs berechnest? Ganz einfach:
- Bestimme die seitliche Versetzung: Wie zuvor, miss, wie weit du von deinem ursprünglichen Kurs abgewichen bist.
- Miss die geflogene Entfernung: Das ist die Strecke, die du vom Start des Fluges oder dem letzten bekannten Punkt zurückgelegt hast.
- Berechnung der Kurskorrektur: Nun berechnest du die Kurskorrektur. Nutze dazu die Formel 60 * seitliche Versetzung (NM) / geflogene Entfernung (NM).
- Korrigiere deinen Kurs: Je nachdem, ob du nach links oder rechts korrigieren musst, addiere oder subtrahiere den berechneten Winkel von deinem aktuellen Steuerkurs.
Ein praktisches Beispiel: Angenommen du bist als Pilot nach 30 NM Flug 3 NM rechts von deinem geplanten Kurs abgewichen. Bei der Anwendung der 1:60 Regel sieht das dann so aus: 60*3/30 = 6°. Um zurück auf den geplanten Kurs zu kommen, musst du deinen Kurs um 6° nach links korrigieren.
Hinweis: Es ist wichtig zu beachten, dass das Fliegen auf einem Parallelkurs in bestimmten Situationen Vorteile haben kann, aber es ist auch mit Risiken verbunden. Bei zu großer seitlicher Versetzung oder schlechten Sichtbedingungen besteht die Gefahr, dass du deinen Zielpunkt verfehlst. Daher sollte diese Methode mit Vorsicht und unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren angewendet werden.
Fazit
Die 1:60 Regel ist einfach, schnell und zuverlässig. Du musst sie nur richtig anwenden. Egal, ob du eine direkte Kurskorrektur oder einen Parallelkurs bevorzugst, die Hauptsache ist, dass du deine Entscheidung auf Basis einer gründlichen Analyse triffst und die Risiken abwägst. Mit dieser Regel in der Tasche bist du gut gerüstet, um sicher und effizient zu navigieren, ungeachtet der Launen des Windes.