Die praktische Prüfung ist der letzte Schritt vor der Erteilung der PPL-A Lizenz. Die Prüfung beinhaltet eine Reihe von Übungen, die zeigen sollen, dass der Prüfling das Flugzeug sicher führen kann.
Die Inhalte und Anforderungen der praktischen Prüfung sind in Part-FCL.235, AMC1 FCL.235 geregelt.
- Ablauf und Inhalte
- Überprüfung der Dokumente
- Abschnitt 1: Flugvorbereitung und Abflug
- Abschnitt 2: Allgemeine Flugübungen
- Abschnitt 3: Überlandflug
- Abschnitt 4: Anflug- und Landeverfahren
- Abschnitt 5: Außergewöhnliche und Notverfahren
- Abschnitt 6: Simulierter Triebwerksausfall und einschlägige, auf die Klasse oder das Muster bezogene Übungen (nur mehrmotorigen Flugzeuge)
- Nachbesprechung
- Testflugtoleranzen
- Wiederholung der Prüfung
- Tipps zur Prüfung
Ablauf und Inhalte
Im Bericht des Prüfers sind die zu verlangten Übungen genau aufgelistet. Überprüfe vor der praktischen Prüfung ob du alle Übungen wie gefordert durchführen kannst. Es kann immer sein, das während der Ausbildung irgendetwas vergessen wurde. Ich selbst habe beispielsweise feststellen müssen, dass “Annäherung an den überzogenen Flugzustand mit 20 Grad Querneigung in Anflugkonfiguration” bis kurz vor der Prüfung nicht thematisiert wurde.
Überprüfung der Dokumente
Die Prüfung beginnt mit einer Überprüfung deiner Dokumente, einschließlich Flugbuch und Medical. Es ist wichtig, dass alle Unterlagen vollständig und aktuell sind.
Abschnitt 1: Flugvorbereitung und Abflug
Vor dem Flug findet ein Briefing statt, in dem der Prüfer die geplante Route und die zu fliegenden Manöver mit dir durchgeht. Du wirst möglicherweise gebeten, die Route zu erklären und darzulegen, wie du verschiedene Phasen des Fluges planst und welche Notfallverfahren du anwenden würdest.
Anschließend geht es zum Flugzeug. Du führst eine gründliche Vorflugkontrolle durch und bereitest das Flugzeug für den Start vor. Dabei achtest du darauf, alle relevanten Checks laut Checkliste sorgfältig durchzugehen.
Dann gehts es auch schon los. Du startest das Flugzeug und präsentierst ihm die gelernten Flugplatz- und Abflugverfahren.
- Gebrauch der Checkliste, Verhalten als Luftfahrer, Führen des Flugzeugs oder TMG mit Sicht nach außen, Eisverhütungs- /Enteisungsverfahren (gilt in allen Abschnitten)
- Dokumentation der Flugvorbereitung, NOTAM und Flugwetterbriefing
- Berechnung von Masse, Schwerpunktlage und Flugleistungen
- Kontrollen des Flugzeugs oder TMG und der Betriebsmittel
- Anlassen des Triebwerks und Verfahren nach dem Anlassen
- Rollen und Flugplatzverfahren, Verfahren vor dem Start
- Start und Kontrollen nach dem Start
- Abflugverfahren des Flugplatzes
- Verbindung zur Flugverkehrskontrollstelle: Einhaltung der Flugverkehrs- und Sprechfunkverfahren
Abschnitt 2: Allgemeine Flugübungen
Auf der Route führst du verschiedene Flugmanöver durch, wie z.B. Steilkurven, Langsamflug und kontrollierten Strömungsabriss.
- Verbindung zur Flugverkehrskontrollstelle: Einhaltung der Flugverkehrs- und Sprechfunkverfahren
- Geradeaus- und Horizontalflug, mit wechselnden Geschwindigkeiten
- Steigflug:
- beste Steigrate
- Steigflugkurven
- Übergang in den Horizontalflug
- Mittlere Kurven (30° Querneigung)
- Steilkurven (45° Querneigung) (einschließlich Erkennen und Beenden eines Spiralsturzfluges)
- Fliegen bei kritisch niedrigen Fluggeschwindigkeiten mit und ohne Flügelklappen
- Überziehen:
- Überzogener Flugzustand in Reiseflugkonfiguration und Beenden mit Triebwerksleistung
- Annäherung an den überzogenen Flugzustand in einer Sinkflugkurve mit 20° Querneigung, Anflugkonfiguration
- Annäherung an den überzogenen Flugzustand in Landekonfiguration
- Sinkflug:
- mit und ohne Triebwerksleistung
- Sinkflugkurven (steile Gleitflugkurven)
- Übergang in den Horizontalflug
Abschnitt 3: Überlandflug
Du demonstrierst deine Navigationsfähigkeiten, sowohl visuell als auch mit Navigationsinstrumenten, und wendest diese über mehrere Segmente der Route an.
- Flugdurchführungsplan, Koppelnavigation und Kartenlesen
- Einhalten von Flughöhe, Steuerkurs und Fluggeschwindigkeit
- Orientierung, zeitliche Bestimmung und Korrektur von ETAs und Führen des Flugdurchführungsplanes
- Kursänderung zu einem Ausweichflugplatz (Planung und Umsetzung)
- Gebrauch von Funknavigationshilfen
- Grundlagen des Fliegens nach Instrumenten (180°-Kurve unter simulierten IMC)
- Flugmanagement (Kontrollen, Kraftstoffsysteme und Vergaservereisung, etc.)
- Verbindung zur Flugverkehrskontrollstelle: Einhaltung der Flugverkehrs- und Sprechfunkverfahren
Abschnitt 4: Anflug- und Landeverfahren
Du führst je nach festgelegter Route mehrere Anflüge und Landungen durch, um ein breites Spektrum deiner Flugfähigkeiten zu demonstrieren. Dies beinhaltet präzise Anflüge unter unterschiedlichen Bedingungen und Landungen mit und ohne Nutzung der Landeklappen, sowie Durchstartemanöver.
- Anflugverfahren am Zielflugplatz
- Präzisionslandung (Kurzfeldlandung)
- Seitenwindlandung, wenn geeignete Wetterbedingungen vorherrschen
- Landung ohne Flügelklappen
- Anflug zur Landung im Leerlauf (nur einmotorige Flugzeuge und TMG)
- Aufsetzen und Durchstarten
- Durchstarten aus niedriger Höhe
- Verbindung zur Flugverkehrskontrollstelle: Einhaltung der Flugverkehrs- und Sprechfunkverfahren
- Maßnahmen nach dem Flug
Abschnitt 5: Außergewöhnliche und Notverfahren
Du reagierst auf simulierte Notfälle, um zu zeigen, dass du das Flugzeug auch in kritischen Situationen sicher führen kannst. Dies kann mehrfach während des Fluges geprüft werden, um verschiedene Szenarien zu simulieren.
- Simulierter Triebwerkausfall nach dem Start (nur einmotorige Flugzeuge und TMG)
- Simulierte Notlandung (nur einmotorige Flugzeuge und TMG)
- Simulierte Sicherheitslandung (nur einmotorige Flugzeuge und TMG)
- Simulierte Notfälle
Abschnitt 6: Simulierter Triebwerksausfall und einschlägige, auf die Klasse oder das Muster bezogene Übungen (nur mehrmotorigen Flugzeuge)
Zusätzlich werden folgende Übungen bei mehrmotorigen Flugzeuge geprüft:
- Simulierter Triebwerkausfall während des Starts (in einer sicheren Höhe, falls nicht in einem FFS durchgeführt)
- Asymmetrischer Landeanflug und asymmetrisches Durchstarten
- Asymmetrischer Landeanflug und Landen bis zum vollständigen Stillstand
- Triebwerkabschaltung und -neustart
- Einhaltung der Flugverkehrsverfahren, Sprechfunkverfahren oder Verhalten als Luftfahrer (airmanship)
- Wie vom FE festgelegt: aufzunehmende relevante Elemente aus der praktischen Prüfung für die Klassen- oder Musterberechtigung, falls zutreffend:
- Flugzeugsysteme einschließlich Umgang mit dem Autopiloten
- Betrieb des Drucksystems
- Verwendung des Enteisungs- und Vereisungsschutzsystems
Nachbesprechung
Nach dem Flug findet eine Nachbesprechung statt, in der der Prüfer Feedback zu deiner Leistung gibt und mitteilt, ob du die Prüfung bestanden hast.
Testflugtoleranzen
Die oben genannten Übungen sollten die folgenden Toleranzen nicht überschreiten. Falls es mal nicht auf anhieb klappen sollte, kann jede Übung einmal wiederholt werden.
Höhe:
- normaler Flug ±150 Fuß
- bei simuliertem Triebwerksausfall (ME) ±200 Fuß
Geschwindigkeit:
- Start und Landeanflug +15 / -5 kt
- Alle anderen Flugzustände ±15 kt
Steuerkurs und Einhalten einer Funkstandlinie:
- normaler Flug ±10°
- bei simuliertem Triebwerksausfall (ME) ±15°
Wiederholung der Prüfung
Wenn du in einem Abschnitt der Prüfung durchfällst, hast du diesen ganzen Abschnitt nicht bestanden.
Fällst du in mehr als einem Abschnitt durch, hast du die ganze Prüfung nicht bestanden. Aber wenn es nur ein Abschnitt ist, den du nicht bestehst, musst du auch nur diesen Abschnitt wiederholen.
Solltest du die Prüfung erneut nicht bestehen, und zwar in irgendeinem Abschnitt, auch in solchen, die du vorher bestanden hattest, gilt die gesamte Prüfung als nicht bestanden.
Wenn du nicht alle Abschnitte der Prüfung innerhalb von zwei Versuchen schaffst, musst du eine weitere Ausbildung absolvieren.
Tipps zur Prüfung
Bis zum Termin der praktischen Prüfung bist du von deinem Fluglehrer gut vorbereitet worden. Wärst du noch nicht so weit, hätte er dich nicht zur Prüfung angemeldet.
Um bei der praktischen Prüfung zu glänzen beachte unbedingt auch die nachfolgenden allgemeinen Tipps.
Lerne dein Flugzeug in- und auswendig
Es ist essenziell, dass du alle Instrumente, Bedienelemente und das Verhalten deines Flugzeugs in verschiedenen Flugzuständen genau kennst. Nimm dir ausreichend Zeit, das Flughandbuch durchzugehen und die verschiedenen Checks und Verfahren zu verinnerlichen.
Sorge für vollständige und aktuelle Dokumentation
Stelle sicher, dass alle notwendigen Dokumente, wie das Bordbuch, Wartungsnachweise und Versicherungsdokumente, vollständig und auf dem neuesten Stand sind. Eine sorgfältige Vorbereitung beinhaltet auch, dass du ein umfassendes Wetterbriefing durchführst und aktuelle NOTAMs kennst.
Übe praktische Verfahren regelmäßig
Mach es dir zur Gewohnheit, Standard- und Notfallverfahren regelmäßig zu üben. Simuliere verschiedene Flugszenarien und überlege dir, wie du darauf reagieren würdest. Die Fähigkeit, in unerwarteten Situationen ruhig zu bleiben und angemessen zu reagieren, ist für die Prüfung essentiell.
Zeige gutes Airmanship
Ein gutes Airmanship zeigt sich nicht nur in der technischen Beherrschung des Flugzeugs, sondern auch in deiner Fähigkeit, vorausschauend und verantwortungsvoll zu handeln. Kommuniziere klar und deutlich, sowohl mit der Flugsicherung als auch mit deinem Prüfer, und beweise, dass du die Situation stets im Griff hast.
Arbeite also nicht leise vor dich hin, sondern spreche alle Überlegungen und Aktionen laut aus.
Gehe offen mit Fehlern um
Fehler passieren; wichtig ist, wie du damit umgehst. Erkenne Fehler früh, kommuniziere sie und korrigiere sie umgehend. Ein offener Umgang mit Fehlern kann von deinem Prüfer positiv bewertet werden.
Sei vorsichtig mit Technik
Obwohl Tablets und GPS wertvolle Hilfsmittel sind, solltest du auch ohne sie sicher navigieren können. Viele Prüfer legen Wert darauf, dass du traditionelle Navigationsmethoden sicher beherrschst.
Nutze Feedback zu deinem Vorteil
Nutze jedes Feedback deines Prüfers und deiner Fluglehrer, um dich stetig zu verbessern. Die Reflexion über Flüge und Manöver hilft dir, Schwachstellen zu erkennen und gezielt zu verbessern.