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Die beste Technik für Seitenwindlandungen: Crabbing oder Sideslipping?

Besonders der Seitenwind kann beim Landeanflug eine herausfordernde Situation darstellen. Aber keine Sorge – es gibt bewährte Techniken, mit denen du Seitenwindlandungen beherrschen kannst.

Doch was ist, wenn der Wind nicht nur von der Seite weht, sondern auch noch heftig und unbeständig ist? Wie sollst du reagieren, wenn die Windrichtung plötzlich wechselt oder du kurzzeitig den Auftrieb verlierst?

In diesem Beitrag gebe ich dir wertvolle Tipps, wie du mit diesen turbulenten Situationen umgehst.

Techniken zur Seitenwind-Kompensation

Wenn du dich beim Landeanflug mit Seitenwind konfrontiert siehst, stehen dir zwei grundlegende Techniken zur Verfügung: das Fliegen mit einem Vorhaltewinkel und das Fliegen mit hängender Fläche.

Erstens gibt es die Technik des Fliegens mit einem Vorhaltewinkel oder ‚Crabbing‚. Hier neigst du dein Flugzeug in einen Winkel zum Wind, sodass du trotz des Versatzes durch den Seitenwind auf Kurs bleiben kannst. Die Nase deines Flugzeugs zeigt dabei in die Windrichtung – das gleicht den Wind aus und hält dich auf dem gewünschten Flugweg.

Die andere Möglichkeit ist das Fliegen mit hängender Fläche, auch als ‚Sideslipping‚ bekannt. Hier neigst du die Flügel so, dass die untere Flügelkante weiter vorn liegt, und nutzt das Seitenruder, um dein Flugzeug gerade zu halten. Diese Methode ist effektiv bei starkem Seitenwind, allerdings brauchst du dafür einiges an fliegerischem Geschick. Sie ist vor allem für kleinere Flugzeuge geeignet.

Wichtig ist, dass diese Techniken keine erhöhte Anfluggeschwindigkeit erfordern. Bei turbulentem oder böigem Wind ist allerdings die Anfluggeschwindigkeit ein entscheidender Faktor. Dazu mehr im nächsten Abschnitt.

Besonderheit: Böiger oder Turbulenter Wind

Bei ruhigen Windbedingungen lassen dich die vorgestellten Techniken gelassen auf Seitenwind reagieren.

Böiger oder turbulenter Wind (Turbulenzen) ist besonders tricky, da er schnell die Richtung wechseln kann. Unter diesen Bedingungen können die Tragflächen deines Flugzeugs plötzlich ungleich vom Wind getroffen werden, was kurzfristig den Auftrieb mindert.

Deshalb musst du in diesen Fällen aus Sicherheitsgründen eine erhöhte Anfluggeschwindigkeit einplanen. Eine höhere Geschwindigkeit gibt dir mehr Kontrolle und Stabilität und minimiert das Risiko eines plötzlichen Auftriebsverlustes durch Windböen.

Wie du die Anfluggeschwindigkeit bei Böigkeit berechnest

Bei böigem Wind kannst du deine Anfluggeschwindigkeit mit einer gängigen Formel berechnen. Du addierst einfach die Hälfte der Windgeschwindigkeitsdifferenz (Böigkeit) zu deiner normalen Anfluggeschwindigkeit.

Anfluggeschwindigkeit bei Böigkeit = Böigkeit / 2 + normale Anfluggeschwindigkeit

Die Böigkeit ergibt sich aus der Differenz zwischen der gemessenen Windgeschwindigkeit und der Böengeschwindigkeit. Angenommen, du hast einen gemessenen Wind von 8 Knoten und Böen von 20 Knoten, dann beträgt die Böigkeit 12 Knoten (Böen 20 kt minus Wind 8 kt).

Böigkeit = Windgeschwindigkeit in kt - Böengeschwindigkeit in Knoten

Nach dieser Regel solltest du in diesem Fall deine Anfluggeschwindigkeit um die Hälfte der Böigkeit, also um etwa 6 Knoten, erhöhen. Aber denk daran, das ist nur eine allgemeine Regel: Deine jeweilige Situation, dein Flugzeug und deine Fertigkeiten können eine noch höhere Anfluggeschwindigkeit notwendig machen.

Umgang mit starken Böen und kurzen Landepisten

Du stehst vor starken Böen und einer kurzen Landepiste – was nun? In solchen Situationen musst du weitsichtig denken und handeln.

Zuerst einmal sollte es dich nicht abhalten, über Funk nach den Geschwindigkeiten der Windböen zu fragen. Diese Information ist essentiell für deine Berechnungen und Entscheidungen. Ein guter Pilot kennt seine und die Grenzen seines Flugzeugs und kann die Situation entsprechend einschätzen.

In Erwägung solltest du auch die Länge der Landepiste ziehen. Bei starken Böen benötigst du möglicherweise eine höhere Anfluggeschwindigkeit, was allerdings eine längere Landebahn erfordert. Ist die Landepiste zu kurz, könnte die Landung risikoreich werden. Hierzu sollte unbedingt vor dem Flug die Landestrecke des Flugzeugs berechnet worden sein.

In solchen Situationen ist es immer ratsam, nach Alternativen Ausschau zu halten. Behalte immer im Hinterkopf:

Es ist besser, einen anderen Flugplatz anzusteuern, als ein Risiko einzugehen.

Fazit

Fliegen bei Seitenwind, insbesondere bei böigem oder turbulentem Wind, erfordert Geschick, Vorsicht und gute Planung. Indem du verstehst, wie du mit solchen Bedingungen umgehst, verbesserst du nicht nur deine Flugfertigkeiten, sondern erhöhst auch die Sicherheit deiner Flüge.

Erkenne, wann der Wind so stark oder turbulent ist, dass du eine höhere Anfluggeschwindigkeit benötigst. Versuche, die Werte für Windgeschwindigkeit und Böigkeit zu verstehen und nutze sie, um deine Anfluggeschwindigkeit korrekt zu berechnen. Auch wenn es sich nur um Richtlinien handelt, sind diese Informationen wichtig, um sicher zu landen, selbst auf kurzen Landepisten.

Und vergiss nie: Wenn du dir unsicher bist, frag nach Hilfe oder zusätzlichen Informationen. Oder überlege, einen anderen Landeplatz anzusteuern. Deine Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen, selbst wenn das bedeutet, den geplanten Flug zu ändern. 

Seitenwind ist eine Herausforderung, aber mit dem richtigen Wissen und Techniken bist du perfekt ausgerüstet, um diese sicher zu meistern.

Foto von Marvin

Über den Autor

Marvin ist Flugschüler mit einer Leidenschaft für die Luftfahrt. In seinem Blog teilt er wertvolle Informationen und Tipps für Neulinge als auch für erfahrene Piloten.