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Was ist die Nachtflugberechtigung (NFQ)? Das müssen Piloten wissen

Die Nachtflugberechtigung (Night Flying Qualification, NFQ) ist eine spezielle Zusatzqualifikation für Piloten, die es ihnen erlaubt, Luftfahrzeuge während der Nacht zu führen. Diese Berechtigung ist erforderlich, da das Fliegen bei Nacht aufgrund reduzierter Sichtverhältnisse besondere Herausforderungen hat.

Was ist ein Nachtflug?

Ein Nachtflug definiert sich gemäß der SERA-Regelung (Standardised European Rules of the Air) als jede Flugoperation, die im Zeitraum zwischen dem Ende der bürgerlichen Abenddämmerung (End Evening Civil Twilight, EECT) und dem Beginn der bürgerlichen Morgendämmerung (Begin Morning Civil Twilight, BMCT) stattfindet. Dieser Zeitraum wird spezifisch markiert, wenn der Mittelpunkt der Sonne jeweils 6 ° Grad unter dem Horizont steht.

In Deutschland fällt dieser Zeitraum in etwa auf die halbe Stunde nach Sonnenuntergang bis zu einer halben Stunde vor Sonnenaufgang des folgenden Tages.

Während dieses Zeitfensters sind die natürlichen Lichtverhältnisse nicht ausreichend, um eine sichere visuelle Flugnavigation und Erkennung von Hindernissen sowie anderen Luftfahrzeugen ohne zusätzliche künstliche Beleuchtung zu gewährleisten. Daher erfordern Nachtflüge spezielle Kenntnisse, Fähigkeiten und Berechtigungen, um unter diesen Bedingungen sicher operieren zu können.

Welche Voraussetzungen brauche ich für die Ausbildung der Nachtflugberechtigung?

Um an einer Nachtflugausbildung teilnehmen zu können, ist wird der Besitz einer Fluglizenz wie LAPL-A, PPL-A, PPL-H oder BPL vorausgesetzt. Nachtflug ist nicht für Segelflieger möglich.

Der Pilot muss farbensicher sein.

Piloten, die eine LAPL-A besitzen, müssen vor Beginn der Nachtflugausbildung mit die Grundlagen des Instrumentenflugs nachholen. Da diese Kenntnisse sind nicht im Rahmen der LAPL-Ausbildung abgedeckt wurden.

Piloten, die eine PPL-H besitzen müssen mindestens 100 Flugstunden in Hubschraubern nach Erteilung der Lizenz absolviert haben, davon 60 Stunden als PIC und 20 Stunden überlandflug.

Zudem muss der Pilot bei der Eintragung seiner Nachtflugberechtigung durch die Behörde einen gültigen Nachweis über eine positive Zuverlässigkeitsüberprüfung (ZÜP) vorlegen.

Wie läuft die Ausbildung zur Nachtflugberechtigung ab?

Die Ausbildung zur Erlangung der Nachtflugberechtigung muss innerhalb eines Zeitfensters von sechs Monaten abgeschlossen werde. Sie gliedert sich in zwei Hauptkomponenten: Theorie und Praxis. Sie ist geregelt in Verordnung (EU) Nr. 1178/2011.

Die gesamte Ausbildung muss an einer anerkannten Ausbildungsorganisation (ATO) absolviert werden, die die Einhaltung aller vorgeschriebenen Standards und Sicherheitsrichtlinien gewährleistet.

Flugzeuge

Die Anforderungen für die Ausbildung der Nachtflugberechtigung für Flugzeuge sind:

  • Besuch des Theorie Unterrichts
  • Insgesamt 5 Flugstunden bei Nacht
    • Mindestens 3 Stunden mit einem Fluglehrer
    • Mindestens 1 Stunde Überland-Navigation mit Fluglehrer von mindestens 50 km Länge
    • Insgesamt 5 Alleinstarts und -landungen bis zum vollständigen Stillstand durchführen

Hubschrauber

  • 5 Stunden theoretischer Unterricht
  • 10 Stunden Instrumentenausbildung für Hubschrauber
  • Insgesamt 5 Flugstunden bei Nacht
    • Mindestens 3 Stunden mit einem Fluglehrer
    • Mindestens 1 Stunde Überland-Navigation mit Fluglehrer von mindestens 50 km Länge
    • 5 Platzrunden bei Nacht im Alleinflug. Jeder Rundflug muss eine Start und eine Landung umfassen.

Ballone

Für Ballone werden 2 Schulungsflüge bei Nacht von mindestens jeweils einer Stunde Dauer verlangt.

Auf welchen Flugplätzen ist Nachtflug möglich?

Flugplätze, die für Nachtflüge genutzt werden, benötigen eine spezielle Genehmigung. Die Durchführung von Nachtflügen ist ausschließlich innerhalb festgelegter Betriebszeiten erlaubt und an bestimmte Bedingungen geknüpft:

  1. Eine ständige Funkverbindung mit der Flugverkehrskontrolle ist erforderlich.
  2. Die Sichtweite am Boden darf 900 Meter (3.000 Fuß) auf Meereshöhe oder 300 Meter (1.000 Fuß) über Grund nicht unterschreiten.
  3. Die Flughöhe muss mindestens 300 Meter (1.000 Fuß) über dem höchsten Hindernis innerhalb eines 8-Kilometer-Radius liegen.
  4. Die Hauptwolkenuntergrenze darf nicht unter 450 Meter (1.500 Fuß) liegen.
  5. In Gebirgsregionen oder über hohem Gelände ist ein Mindestabstand von 600 Metern (2.000 Fuß) zum höchsten Hindernis, ebenfalls in einem Umkreis von 8 Kilometern, einzuhalten.

Für Nachtflüge, die über die Umgebung des Flugplatzes hausführen, ist immer ein Flugplan aufzugeben.

Wie unterscheidet sich die Navigation bei Nacht von der Navigation bei Tag?

Die Navigation bei Nacht stellt Piloten vor einzigartige Herausforderungen, die sich deutlich von den Bedingungen bei Tageslicht unterscheiden. Während des Tages ermöglicht die natürliche Beleuchtung durch die Sonne eine klare Sicht auf die Umgebung und erleichtert die Orientierung anhand von Landschaftsmerkmalen. Bei Nacht jedoch verschwinden diese visuellen Anhaltspunkte größtenteils in der Dunkelheit.

Hauptunterschiede in der Navigation bei Nacht:

  • Sichtverhältnisse: Die reduzierte Sichtbarkeit erfordert eine stärkere Abhängigkeit von Instrumenten und technischen Navigationshilfen.
  • Orientierung: Die Orientierung anhand von natürlichen Landmarken ist erschwert, was die Nutzung von GPS, Leuchtfeuern (z.B. VOR) oder künstlichen Lichtquellen (z.B. beleuchtete Denkmäler) notwendig macht.
  • Instrumentennutzung: Eine vertiefte Kenntnis und der sichere Umgang mit Cockpitinstrumenten werden unerlässlich, um Kurs und Position präzise zu bestimmen.

Welche Ausrüstung ist für den Nachtflug erforderlich?

Für die Durchführung von VFR-Nachtflügen (NVFR) ist eine spezielle Ausrüstung erforderlich, die über die Standardausstattung für Sichtflüge hinausgeht. Zu dieser Zusatzausrüstung zählen:

  • Navigations- und Fluginstrumente: Ein künstlicher Horizont und ein Kurskreisel für die Navigation, ein Variometer zur Messung der Vertikalgeschwindigkeit, sowie eine Scheinlotanzeige. Oowie ein Anzeigegerät zur Überwachung der Funktionsfähigkeit der Kreiselgeräte.
  • Beleuchtung: Ein Landescheinwerfer für Landungen und Rollen, eine Kabinebeleuchtung für den Fluggastraum, beleuchtete Cockpitinstrumente für die Sichtbarkeit der Steuerungsanzeigen bei Dunkelheit und ein Außenluftthermometer. Außerdem sollte jedes Besatzungsmitglied eine elektrische Handlampe mitführen.
  • Kommunikations- und Funkanlagen: Ein Transponder für den Einsatz im kontrollierten Luftraum und moderne Navigationsanlagen wie VOR und GPS für präzise Überlandnavigation.

Ob ein Flugzeug für den Nachtflug zugelassen ist, ist im Handbuch (POH) nachzulesen.

Wie kann ich meine Nachtflugfertigkeiten nach Erhalt der Berechtigung aufrechterhalten?

Nachdem die Nachtflugberechtigung erworben wurde, ist es entscheidend, die erlernten Fähigkeiten kontinuierlich zu pflegen und weiterzuentwickeln. Regelmäßige Flugübungen bei Nacht sind unerlässlich, um die Fertigkeiten zu schärfen und das Vertrauen in das Fliegen unter begrenzten Sichtverhältnissen zu stärken. Es wird allerdings keine Mindestflugzahl im Jahr vom Gesetz her gefordert um die Berechtigung aufrechterhalten zu können.

Fazit

Die Nachtflugberechtigung ist eine unerlässliche Zusatzqualifikation für Piloten, die das Fliegen bei Nacht ermöglicht. Sie setzt eine vorhandene Fluglizenz und spezifische Vorbereitungen voraus. Die Ausbildung gliedert sich in theoretische und praktische Teile, die innerhalb von sechs Monaten absolviert werden müssen, um Piloten auf die besonderen Anforderungen des Nachtflugs vorzubereiten.

Foto von Marvin

Über den Autor

Marvin ist Flugschüler mit einer Leidenschaft für die Luftfahrt. In seinem Blog teilt er wertvolle Informationen und Tipps für Neulinge als auch für erfahrene Piloten.